Gravur einer Form – Teil 2

Fußbrettchen

Fußbrettchen sind, wie so vieles, Geschmacksache, ich bevorzuge diese Form, die ich hier nun zeige:
Zuerst ziehe ich Hilfslinien für Fußleiste und für das Fußbrett, hier 1 mm bzw. 4,5 mm
Mit Rotstift habe ich die gleichmäßige Unterteilung des Fußbrettchens vorgenommen, Ränder und Mitte zuerst und dann die Zwischenräume jeweils geteilt, so dass ich eine Art Raster erhalte. Mit deren Hilfe kan ich nun die Fußbrettform mit Rotstift vorskizzieren.

Mit der Reißnadel und anschließend mit dem 2er Boll arbeite ich die Kontur nach, welche schon die gewünschte Tiefe erreichen kann.

Anschließend wird mit einem Flachstichel der Rand schräg nachgestochen. Mit diesem Sticheln werden 3 oder mehr (je nach Größe des FB) Linien vorgestochen.

Diese Linien können nun, je nach Belieben, mit einem Facettenstichel, einem Flachstichen (Schräg angesetzt) oder einem größeren Boll (z.B. 8) wie hier, nachgezogen werden. Das mache ich, weil es deutich weniger Zeit und Kraft erfordert, als direkt mit einem breiten Flachstichel gegen die Schieferschicht zu arbeiten. Denn hier ist der Stein deutlich härter, als auf der Gravurseite! Nun kann ich die Tiefe prüfen und ggf. noch mal nacharbeiten. Ich orientiere auf etwa 0,5 – 0,7 mm Tiefe.

Auf dem folgenden Bild ist das FB bereits mit einem Flachstichel ausgearbeitet, jedoch noch nicht final geglättet.

Der Steg der Figur, der verlängerte Einguss, wird nun graviert.
Mit einem Boll 5 habe ich diesen ersteinmal festgelegt.
Dann mit einer Feile grob und schräg angefeilt und anschließend mit einem geeigneten Stichel, der relativ groß sein kann, ausmodeliert. Im Bild von Rechts nach Links zu sehen.

Sept. 2017: Inzwischen arbeite ich erst den Steg aus und danach  das Fußbrettchen.


Seite 2 – Übertrag auf den 2. Stein

Nun muss die Form so vorbereitet werden, dass Seite 1 auf Seite 2 übertragen werden kann.
Dazu müssen die Haftkerne gebohrt werden. Die für mich einfachste Art zu verhindern, dass diese sich im Laufe der Zeit verdrehen (was man bei einem einfach durch den Stein gebohrtes Loch nicht ausschließen kann), ist das Bohren der Löcher von 2 Seiten.  So bekommt man einen nicht verdrehbaren Excenter, selbst wenn man versuchen würde, die 1. Bohrung genau zu treffen. Es reicht, hier auf der Rückseite den Bohrer nicht ganz auf die Mitte der Markierung zu setzen, bei einem Lochdruchmesser von 6 – 7 mm passt das zu 100 %, um diesen gewünschten Excenter zu erreichen und gleichzeitig genug Masse für einen Kern zu erreichen, der so schnell nicht nachgibt.

Dazu die Positionen der Löcher auf beiden Seiten markieren. Das kann man ausmessen oder mit einem Anreißschieber erreichen.
Wichtig ist es dabei, genau zu Prüfen, wo man die Markierungen setzt. Ich habe da auch schon mal daneben gebohrt! Das ist aber halb so wild, da ich ja nur ungefähr bis zur Hälte des Steines bohre. Im schlimmsten Fall ist es ein nicht benötigtes Sackloch, was keinen stören sollte.

Auf der 2. Formhälfte wird mit einem Glasbohrer ein ausreichend großer Kegel gebohrt, dessen Position mit der 1. Formhälfte festgelegt wurde oder mit einer Reißnadel durch Form 1 angerissen wurde.

Der Bohrer, der für die Bohrung auf Seite 1 verwendet wird, sollte möglichst ein scharf geschliffener Hartmetallbohrer sein. Die Bohrer, die man im Handel bekommt, sind nicht scharf geschliffen, da sie für ganz andere Zwecke konzipiert wurden – Schlagbohrer eben. Ich werde solche Bohrer mal in meinem Shop anbieten, ggf. mit Lieferzeit, da ich mir da nicht so viele auf Halde legen kann.

Nun gilt es, die Form anzuwärmen und die Formenhälften so aufeinander zu fixieren (Klemmzwinge), dass diese korrekt an den Rändern aufeinderliegen. Die Bohrungen können nun ausgegossen werden. Dazu nehme ich die gleiche Legierung, welche ich auch für die Figuren nehme. Früher wurde Blei genommen, kann man also auch machen.

Wenn der Haftkern nicht gelungen ist, auch kein Problem. Dann nehme ich die Form, halte sie über den Schmelzofen und gieße solange Zinn drauf, bis dieser ausgeschmolzen ist. 3 mal  gießen hat bisher bei einem gerade gegossenen Kern meist ausgereicht.
Früher habe ich diese ausgebohrt, das aber hat 2 Nachteile,zum einen fliegen die Zinnspäne hübsch durch die Gegend und zum andern findet man sie nicht alle wieder …

Den Abdruck mache ich in mehreren Abschnitten, denn meine Erfahrung zeigt, dass der Übertrag mir so besser gelingt, als bei einem vollständigen Abdruck. So kann ich es vermeiden, einzelne Abschnitte beim Umreißen mit der Reißnadel, zu verwischen. Zum anderen werden dabei die Konturen mehrmals übertragen und ich kann so den ein oder anderen Fehler besser erkennen und korrigieren.
Im 2. Bild ist der erste Teil mit der Reißnadel fixiert, bei der Lanze wurde auch wieder nur ein Teil markiert, der Rest wird dann später mit dem Lineal erledigt.

Im Folgenden ist ein weiterer Abschnitt übertragen worden.  Wenn man genau hinsieht, am oberen Pferdehals und Schild ist mit der Reißnadel nicht genau gearbeitet worden, das kann nun korrigiert werden.

Das liegt oft daran, dass zu viel Ruß aufgeragen wurde. Entweder wurde die 2. Steinhälfte zu stark angefeuchtet oder auf Stein 1 kam zu viel Ruß drauf. Daher versuche ich das zu vermeiden, indem ich nach dem Abdrücken mit einem weichen Kosmetikpinsel vorsichtig den überschüssigen Ruß entferne. Man muss nur drauf achten, die Kontur nicht zu verwischen, also ganz vorsichtig vorgehen. Lieber den Abdruck im Zweifel wiederholen.

Im folgenden Bild habe ich die Kantenlinien der Schabracke von der Zeichnung der 2. Seite übertragen, da ich die Winkel für das Anlegen der Zeichnung von Seite 1 beim Abdrücken mit übernommen habe –  die Zeichnung hat die entsprechenden Ausschnitte ja auch auf beiden Seiten  –  ich kann die Zeichnung hier auch wie auf Seite 1 anlegen. Mit Schrägstrichen habe ich versucht, dies mal etwas deutlich zu machen. Ebenfalls mit Hilfe der Zeichnung habe ich das 2. Ohr und den Rumpf des Ritters übertragen.

Nach dem Übertrag geht es weiter wie auf Seite 1, hier sind die Konturen bereits mit einem Bollstichel erneut nachgearbeitet worden.

Da ab hier im Wesentichen das bereits Geschriebene wiederholt werden würde, werde ich hier nicht weiter jeden Einzelschritt erklären.
Jedoch die Bilder zeigen, wie es weiter geht und ggf.  werde ich auf die ein oder andere Besondereit aufmerksam machen.


Einguß

Wie bei allem, gibt es auch hier diverse Meinungen:
So sagte z. B. Frauendorf, es reicht ein gerader, zylindrischer Einguß ohne Trichterform, da alles im Trichter, was breiter ist als der Querschnitt des Fußbrettchens das Zinn staut. Gut, aber wer hat das schon mal sehen können, ich habe keine Röntgenaugen.
:72:
Formen von Mohr haben dagegen deutlich breitere Gußkanäle, auch weil er mit hohem Bleianteil gegossen hat, wie es mir W. Unger mal erzählt hat. Er kannte ihn ja noch persöhnlich.
Also kein allgemeinb gültiges Rezept.

Andreas Trost schreibt:


der Anguss sollte leicht geschwungen sein damit das Zinn in einem gleichmäßigen aber doch hohen Druck einschiessen kann. Der Anguss sollte auch die Form eines Trichters haben alos lieber etwas breiter aber nicht zu tief. Das Maß sollte in etwa 8 bis 10 cm haben und wenn nötig sollte man bei größeren Figuren noch Hilfsangüssde machen, damit das Zinn auch tatsächlich in der ausreichenden Menge in der Form ankommt.

So gehe ich vor, um einerseits schnell zu sein und andererseits Kraft zu sparen:

Mit einem Boll z. B. Gr. 8 die Ränder stechen, mit wenig Kraftaufwand und nicht zwingend in einer durchgehenden Linie, – ich arbeite mich da cm für cm vor.
Mit einem etwas breiteren – hier Gr. 12- die Mitte genau so ausarbeiten, hier kann man ruhig etwas mehr Kraft aufwenden, Ausbrüche sind hier kein Problem, es sind ja die Begrenzungen da. Da der Querschnitt der Schneide immer noch relativ gering ist, geht das auch recht einfach. Die Tiefe muss noch nicht die Endgültige sein.


Im Trichterbereich habe ich mit dem 12er auch noch mal 2 Linien angelegt, um auch hier erst mal auf etwas Tiefe zu kommen. Die Stichel B12 und mein Dicker sind zu sehen. Mit dem Dicken kann ich nun, mit wieder geringem Kraftaufwand, als es ohne Vorarbeiten möglich wäre, den Kanal ausarbeiten. Siehe hier:

Wenn ich mit dem Dicken auf das Nieveau der Linie des B12 gekommen bin, kann ich mit dem 12er noch mal auf Tiefe gehen und erneut mit dem Dicken nacharbeiten.


Ist der Kanal bis zum Rand ausgearbeitet, wird mit dem Dicken der Trichter ausgearbeitet, hier die obere Seite.


Soweit fertig, nun muss ich nur noch mit der Rundfeile den Trichter vertiefen, damit ich später bequem eingießen kann.
Da habe ich auch schon mal dumm gekuckt, als ich gießen wollte und nur einen schmalen Schlitz vorfand. Ließ sich aber schnell beheben.

So ist die  Form des Eingußes eher dem von Frauendorf ähnlich, aber dennoch leicht geschwungen und trichterförmig.

Wie schnell das ging: Bild 1 um 18:41 Uhr und Bild 5 um 18:48 Uhr

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